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s'Blättle Nr. 01 - Do, 7. Jänner 2021

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Amts- und Anzeigenblatt der Stadt Hohenems und der Gemeinden Götzis, Altach, Koblach und Mäder. Erscheinungsort & Verlagspostamt: 6845 Hohenems

Paris – amKumma: 12

Paris – amKumma: 12 Haushalte, 4 Wochen, 1 (Klima-)Ziel Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit und kann nur dann gelingen, wenn alle Menschen dies erkennen und Teil der Lösung werden. Diese Meinung vertreten auch die vier e5-Gemeinden aus der Kummenberg-Region Altach, Götzis, Koblach und Mäder. Aus diesem Grund wurde in diesem Jahr trotz großer Ungewissheiten und Sorgen rund um die Covid-19-Pandemie das Klimaschutzexperiment „Paris-amKumma“ umgesetzt. Gesucht wurden Haushalte, die vier Wochen lang probieren sollten, so zu leben, wie es das Pariser Klimaziel vorgibt. Zwölf Haushalte (drei aus jeder Gemeinde) wollten es wissen. Ist es möglich, den individuellen Lebensstil so anzupassen, dass aufs Jahr gerechnet nur eine Tonne CO 2 pro Kopf anfallen? (Der aktuelle österreichische Durchschnitt liegt bei zwölf (!) Tonnen.) Berücksichtigt werden dabei alle Lebensbereiche, von Mobilität über Wohnen bis zur Ernährung. Start auf hohem Niveau Im September wurde bei allen teilnehmenden Haushalten mit der Methodik „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ eine Ist-Analyse erstellt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den Teilnehmer*innen nicht um Durchschnitts- Österreicher*innen handelt. Vor allem beim Urlaubsverhalten sticht heraus, dass kaum jemand in den letzten Jahren mit dem Flugzeug verreist ist, geschweige denn in einem 3-4 Sterne Hotel bzw. in einer All-Inclusive Anlage verweilte. Für viele Teilnehmer*innen gehörte das Fahrradfahren bereits vor dem Projekt zum Alltag dazu und bei der Ernährung achteten einige bereits sehr auf Regionalität und Saisonalität. Im Schnitt verbrauchten die Paris-amKumma Teilnehmer*innen 170 (klimaschädliche) Punkte pro Tag und pro Kopf. Ziel des Klimaexperiments war es, auf 100 Punkte zu kommen. Mit Lastenrädern, Carsharing und Gemüsekisten zum Ziel Im Oktober hieß es dann endlich ausprobieren und reduzieren. Die Region hat für die zwölf Haushalte diverse Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. So konnten die Teilnehmer*innen Elektro-Autos, Elektro- Roller und Lasten- oder Falträder testen, das Caruso Carsharing nützen, sie bekamen ÖPNV-Tickets für sich und ihre Fahrräder zur Verfügung gestellt und einmal pro Woche eine Gemüsekiste nach Hause geliefert. Zudem haben sich sechs Haushalte für eine Energieberatung angemeldet, um sich Tipps rund ums Haus von Expert*innen zu holen. 42 Punkte im Durchschnitt eingespart Die Bilanz des Klimaexperiments ist sehr erfreulich – die Haushalte konnten im Durchschnitt ihre CO 2 -Emissionen von 170 auf 128 Punkte senken – das entspricht fast einem Viertel. Mit minus 22 Punkten war die Einsparung im Bereich Mobilität am höchsten, gefolgt von der Ernährung mit minus elf Punkten. 6 s’Blättle KW01 Donnerstag 7. Jänner 2021

ALLGEMEIN Kleine Verbesserungen erreichten die Teilnehmenden auch im Bereich Konsum (- 4 Punkte) und Haushalt (- 5 Punkte). Bei letzterem wäre eine längere Zeitspanne als vier Wochen notwendig, um entsprechende Umstellungen beim Energieverbrauch und der Wärmeerzeugung zu verwirklichen. Das Zünglein auf der Waage sind die Rahmenbedingungen Bei einer Zwischenveranstaltung Mitte Oktober kristallisierte sich bereits heraus, wo es trotz Wille und Bemühungen einfach nicht möglich war, eine klimafreundliche Variante zu bevorzugen. So wünschen sich die Teilnehmer*innen, dass das Carsharing- Angebot in der Region weiter verdichtet wird. Beispielsweise könnte ein größeres Nutzfahrzeug mit Elektroantrieb das Angebot ergänzen. Mit dem Ortsbusnetz amKumma bietet die Region bereits ein gutes Netz für den öffentlichen Verkehr. In der Testphase haben die Teilnehmer*innen Anregungen zur Taktverdichtung und dem Bahnanschluss formuliert. Mit der Fahrplanumstellung im Dezember wird es in der Region bereits mehrere Verbesserungen im Ortsbusnetz geben. Auch die Anregungen zum Ausbau des Radwegnetzes werden in die laufenden Planungen der Regionsgemeinden aufgenommen. Das Reduzieren von Fleisch, Wurst und anderen tierischen Produkten fällt manchen leichter als anderen. Wo sich hingegen alle einig waren: Es kann doch nicht sein, dass jeder Mensch in Österreich automatisch 31 Punkte pro Tag aufgeladen bekommt. Diese Punkte sind jene, die vom Staat für unsere Infrastruktur verursacht werden. Klimaziel kann nur gemeinsam erreicht werden Dennoch zeigt das Projekt: Durch gezielte Änderungen im Alltag und entsprechende Rahmenbedingungen können wir den Pariser Klimazielen sehr nahekommen. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn alle Menschen an einem Strang ziehen. Denn Einzelpersonen werden das Klima nicht retten können – es Bedarf eines gesamtgesellschaftlichen Umdenkungsprozesses. Wie geht es weiter? Durch die Projektteilnehmer*innen von Paris-amKumma konnten wichtige Erkenntnisse gesammelt werden. Diese werden als „Empfehlungen an die Politik“ an die zuständigen politischen Vertreter*innen überreicht werden. Sei es die Verbesserung von Busverbindungen in der Region oder die Einführung einer sozial verträglichen CO 2 -Steuer in Österreich – die lange Liste an Empfehlungen reicht von der kommunalen bis hin zur europäischen Ebene und liefert wichtige Inputs für eine zukunftsfitte Klimapolitik. HOHENEMS GÖTZIS ALTACH KOBLACH MÄDER s’Blättle KW01 Donnerstag 7. Jänner 2021 7

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